Prozess um Mordserie in Klinikum in Würselen: Pfleger bestreitet Schuld
Lokalzeit aus Aachen. 09.05.2025. 02:21 Min.. Verfügbar bis 09.05.2027. WDR. Von Richard Derichs.
Prozess um Mordserie in Klinikum in Würselen: Pfleger bestreitet Schuld
Stand: 09.05.2025, 20:06 Uhr
Neunfachen und 34-fachen versuchten Mord wirft die Staatsanwaltschaft Aachen einem Pfleger aus Würselen vor. Der bestreitet nun im Prozess die Vorwürfe - und belastet Kollegen.
Es ist möglicherweise eine der größten Mordserien in der deutschen Kriminalgeschichte: Neunfachen Mord und 34-fachen versuchten Mord wirft die Staatsanwaltschaft einem Pfleger des Rhein-Maas-Klinikums Würselen vor. Am Freitag bricht er sein Schweigen im Prozess vor dem Landgericht Aachen - auf teils verstörende Art und Weise.
Gedächtnisprotokoll mit Wutausbrüchen
Immer wieder von kurzen Wutausbrüchen unterbrochen, las der Angeklagte ein Gedächtnisprotokoll vor, das er kurz nach seiner Suspendierung vor einem Jahr verfasst hatte. Als gewissenhaften, professionellen Pfleger der Palliativstation stellte sich Ulrich S. dar. Niemals habe er Menschen Medikamente gegeben, um Leben zu verkürzen, sondern nur, um Schmerzen zu lindern.
Niedere Beweggrüpnde
Die Anklage wirft dem 44-Jährigen vor, er soll mit einer Überdosis des Schmerzmittels Midazolam sowohl schlafende als auch wache Patienten getötet haben - aus niederen Beweggründen, um weniger Arbeit mit ihnen zu haben. Die meisten Opfer waren über 80 Jahre alt, an Krebs erkrankt oder litten an Demenz.
Verdacht auf Kollegen gelenkt

Rhein-Maas Klinikum in Würselen
Ein Gutachter hatte ausgeführt, dass allein zwischen Januar und Mai 2024 für die Palliativstation in Würselen 260 Ampullen Midazolam bestellt wurden. Bei seiner Aussage erklärte der Angeklagte nun jedoch, dass er so viel des in Überdosis tödlichen Beruhigungsmittels bestellte, habe daran gelegen, dass die anderen Pflegekräfte vergessen hätten, für Nachschub zu sorgen. Überhaupt beschrieb er Kollegen und Vorgesetzte als überwiegend faul und inkompetent.
Die tödlichen Spritzen, behauptete er, hätte genauso gut ein Kollege verabreichen können, der ohnehin alte Menschen gehasst habe. Nach seinem Vortrag ließ der 44-Jährige weitere Fragen zunächst nicht zu. Er wolle erstmal eine rauchen, sagte er. Deshalb endete nach der Aussage dieser Verhandlungstag kurz vor 14 Uhr.
Aussagen zu konkreten Tatvorwürfen geplant
Im Anschluss wollten die Aussage weder die Staatsanwaltschaft, noch die Verteidigung, noch die Anwälte der Nebenkläger einordnen. Sie werden das Gesagte sacken lassen und für den nächsten Termin Fragen vorbereiten, hieß es. Die will Ulrich S. dann in Absprache mit seinen Anwälten beantworten – darunter auch konkrete zu den einzelnen Tatvorwürfen am Rhein-Maas-Klinikum.
Ermittlungen werden fortgesetzt
So werden die Vernehmungen nächste Woche weitergehen, auch solche von Sachverständigen. Und außerhalb des Gerichts werden die Ermittlungen ebenfalls fortgesetzt. Bis 2020 hatte Ulrich S. im Krankenhaus Köln-Merheim gearbeitet und wurde nach Unregelmäßigkeiten mit Medikamenten entlassen.
Das Urteil vor dem Aachener Landgericht wird Mitte Juni erwartet.
Quellen
- Reporter vor Ort
- Landgericht Aachen