
Durch eine Stammzellenspende hat eine Bocholterin zweite Lebens-Chance
Stand: 28.05.2025, 08:00 Uhr
"Das alles war ein Albtraum." Im Herbst 2023 bekam Julia Heyng die Diagnose Leukämie – Blutkrebs. Von einem Tag auf den anderen wurde das Leben der Erzieherin aus Bocholt in Frage gestellt.
Von Nicole Albers
Die Weihnachtszeit 2023 beschreibt Julia Heyng aus Bocholt als eine Achterbahnfahrt zwischen Hoffen und Bangen. Der mögliche Tod war für die heute 26-jährige Frau plötzlich ständiger Begleiter. Auch für ihren Freund Jonas Boland war diese Zeit furchtbar. "Ich war irgendwie leer, so machtlos. Wir waren ja noch so jung und plötzlich mussten wir ganz schnell erwachsen werden."
Längst nicht genug Spender
Alle 12 Minuten erkrankt ein Mensch in Deutschland an Blutkrebs. Für viele von ihnen ist eine Stammzellenspende die einzige Überlebenschance. Allein im Münsterland sind etwa 211.000 Menschen bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registriert, deutschlandweit sind es sogar 7,8 Millionen. "Das sind zwar viele, aber längst nicht genug", erklärt Jennifer Andersen von der DKMS.
Jeder zehnte Erkrankte findet keinen Spender
"Allein in diesem Jahr verlieren wir altersbedingt etwa 150.000 potentielle Spender", erklärt Andersen. Registrieren lassen können sich nur gesunde Menschen zwischen 17 und 55 Jahren. Nur die wenigsten von ihnen kommen für eine Spende in Frage.
Für etwa jeden zehnten Erkrankten wird kein passender Spender gefunden. Am 28. Mai, dem World Blood Cancer Day, wird deshalb jedes Jahr dazu aufgerufen, sich registrieren zu lassen. "Je mehr dabei sind, desto größer wird für jeden einzelnen Erkrankten die Chance zu überleben", so Jennifer Andersen.
Familie und Freunde gaben Julia Kraft

Julia Heyng und ihr Freund Jonas sind froh über die zweite Chance
Auch Julias Familie, ihre Freunde, die Arbeitskollegen – sie alle setzten sich dafür ein, dass ein passender Spender gefunden wird. Sie machten Werbung für die DKMS und organisierten Spendenaktionen. Und sie gaben Julia die Gewissheit, dass sie in dieser schweren Zeit nicht alleine ist. "Das hat mir unheimlich geholfen, ich bin allen so dankbar dafür."
Julia Heyng hatte Glück, denn es fand sich ein passender Spender. Die Wochen vor und nach Weihnachten 2023 verbrachte die Bocholterin isoliert auf der Transplantationsstation der Uniklinik Münster. "Das war furchtbar. Wochenlang durfte mich niemand besuchen, und dabei immer die Angst, ob wohl alles gut geht."
Jeder Tag ist für Julia ein Geschenk

Julia Heyng kämpft sich langsam, aber sicher in den Alltag zurück
Es ist alles gut gegangen. Heute lebt Julia zusammen mit ihrem Freund Jonas und Hund Milo in einer kleinen Wohnung in Bocholt. Als geheilt gilt sie noch nicht, aber sie kämpft sich langsam aber sicher zurück in einen normalen Alltag ohne Angst. Für beide ist jeder Tag ein Geschenk.
Unsere Quellen:
- WDR-Interview mit Julia Heyng und Jonas Boland
- WDR-Interview mit der DKMS
Über dieses Thema berichten wir am 28.05.2025 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.