Zwei Bauernfamilien zeigen in Rödinghausen zukunftsfähige Landwirtschaft

Stand: 27.05.2025, 17:37 Uhr

Der Milchviehhof Kilver wird von zwei Bauernfamilien geführt und zeigt, wie Landwirtschaft auch in Zukunft funktionieren kann.

Von Julia Thies

Der 28-jährige Patrick Nölker ist auf dem Bauernhof seiner Familie in Rödinghausen im Kreis Herford groß geworden. Er ist in die Landwirtschaft reingewachsen: "Für mich war relativ schnell klar, dass ich den Hof irgendwann übernehmen möchte. Ich habe da Lust drauf und liebe meinen Job – der ist vielseitig und eigentlich viel mehr als ein Job, eher eine Lebenseinstellung."

Das sei aber nicht mehr die Normalität, so der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband: "Junge Leute brauchen zunehmend Mut, um einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb zu stemmen. Für viele ist das keine Alternative mehr, weil es mit zu vielen Investitionen und Unsicherheiten verbunden ist." Bei dem heutigen Zukunftsbauern-Tag wollten die Verantwortlichen darauf aufmerksam machen und zeigen, wie zukünftsfähige Landwirtschaft geht.

Es gibt immer weniger Milchviehhöfe

In der Milchviehhaltung sei die Situation besonders dramatisch: Statistiken des Landesbetriebs Information und Technik NRW belegen, dass die Zahl der Milchbauern in OWL seit 2016 um mehr als 30 Prozent geschrumpft ist. Im Vergleich zu NRW ist das eine fast doppelt so hohe Zahl. In ganz NRW sei die Zahl der Milchbauern um rund 16 Prozent gesunken.

Der Hof von Patrick Nölker in Rödinghausen ist ein Milchviehhof - und existiert noch. Das liege unter anderem daran, dass seine Familie sich vor rund 25 Jahren mit einer benachbarten Bauernfamilie zusammengeschlossen hat. Seitdem leiten sie den Milchviehhof Kilver zusammen. Für die Beteiligten eine große Chance:

Wir teilen so nicht nur die Arbeit auf, sondern auch die Verantwortung und vor allem können wir auf Probleme gemeinsam reagieren. Patrick Nölker, Landwirt aus Rödinghausen

Milchviehhaltung besonders zeitintensiv

Gerade die Milchviehhaltung sei sehr arbeits- und zeitintensiv. Nur sechs bis acht Wochen im Jahr müsse eine Kuh nicht gemolken werden.

Ohne den Zusammenschluss wäre der Betrieb kaum noch möglich gewesen, weiß Patricks Schwester Carina Nölker: "Normalerweise ist das ein 24-Stunden-Job. Morgens ganz früh und abends ganz spät müssen die Kühe gemolken werden, das ist ein unheimlicher Zeitaufwand, neben allen anderen Aufgaben, die noch erledigt werden müssen."

Um den Melkvorgang zu automatisieren, hat der Hof Grothaus-Nölker vor ein paar Jahren Melkroboter angeschafft. Die rund 300 Kühe auf dem Hof können so nach Bedarf der Kühe von der Maschine gemolken werden. "Das ist eine enorme Erleichterung. Und ich denke, diese technische Weiterentwicklung wird auch immer wichtiger, um zukunftsfähig zu bleiben", sagt Carina Nölker.

Rahmenbedingungen für Landwirtschaft müssen sich ändern

Diese vier Melkroboter müssen nun zwanzig Jahre lang abbezahlt werden. Laut Patrick Nölker sei eine solche Investition ohne den Zusammenschluss der beiden Bauernfamilien und ihrer Höfe kaum möglich gewesen. "Das gibt uns auch ein Gefühl von Sicherheit. Wir haben unsere Kräfte gebündelt und das macht uns konkurrenzfähig."

Mit dem Zukunftsbauern-Tag am Dienstag will der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband zeigen, wie eine zukunftsfähige Landwirtschaft aussehen kann. Ein Beispiel dafür sei der Hof Grothaus-Nölker. Damit landwirtschaftliche Höfe bestehen bleiben und vor allem wirtschaftlich arbeiten können, fordert der Verband verlässliche Rahmenbedingungen von der Politik, einen umfassenden Bürokratieabbau sowie dass die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt wird.

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