Erstmals in der Geschichte: Offizieller Streik bei Ford-Werken in Köln

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Erstmals in der Geschichte: Offizieller Streik bei Ford-Werken in Köln

Stand: 12.05.2025, 18:29 Uhr

Die IG Metall ruft die Beschäftigten von Ford Köln offiziell zum Streik auf, zum ersten Mal in der Geschichte des Standorts.

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Bei den fast hundert Jahre alten Kölner Ford-Werken kommt es erstmals zu einem offiziellen Streik, der über den Charakter eines Warnstreiks hinausgeht. Die Protestaktion gegen einen geplanten Stellenabbau an dem Standort mit 11.500 Beschäftigten soll am Mittwochmorgen beginnen und bis Ende der Nachtschicht am Donnerstagmorgen dauern, wie die IG Metall mitteilte. Nach der Urabstimmung reagiert die Gewerkschaft damit auf den geplanten Stellenabbau des Autobauers.

Fast 3.000 Arbeitsplätze in Gefahr

Das Management möchte bis Ende 2027 2.900 Arbeitsplätze streichen, um Kosten zu senken. Betroffen wäre also rund jeder vierte Arbeitsplatz. Dagegen läuft die Gewerkschaft Sturm. Sie wirft der Firmenspitze eine Konzeptlosigkeit vor, die den Fortbestand der traditionsreichen Ford-Deutschlandtochter gefährde. Beim Streik kann die IG Metall mit einem breiten Rückhalt der Beschäftigten rechnen: Rund 80 Prozent sind Gewerkschaftsmitglieder, der Unmut ist groß.

Die Lage bei Ford hatte sich zugespitzt, nachdem der amerikanische Mutterkonzern eine Vereinbarung gekündigt hatte, die den Konzern zur Übernahme von Schulden der Kölner Tochtergesellschaft verpflichtete. Die IG Metall setzt sich für einen Sozialtarifvertrag ein, der hohe Abfindungen und finanzielle Sicherheiten im Falle einer Insolvenz für die Belegschaft vorsieht.

Hohe Verluste mit Produktion von E-Autos

Ford hatte den Kölner Standort komplett auf den Bau von Elektroautos umgestellt. Allerdings verkaufen sich die Modelle schlecht und das Unternehmen macht hohe Verluste mit der Produktion. Stellen sollen vor allem in den Bereichen gestrichen werden, die nicht zwingend für die Produktion von Elektroautos gebraucht werden. Betroffen davon könnten insbesondere das Entwicklungszentrum und das Ersatzteilzentrum sein, aber auch der Werkschutz.

Warnstreiks im März und April

Ein Demozug mit teils in Warnwesten bekleideten Ford-Mitarbeitern zieht an einem Polizeiwagen vorbei. Vorne haben sie ein Banner mit der Aufschrift "Wir bleiben Ford"

Protest von Ford-Mitarbeitern bei einem Demozug: "Wir bleiben Ford"

Im März und April hatte es bereits Warnstreiks gegeben. Danach blieben die Verhandlungen festgefahren. Die IG Metall führte daraufhin in der vergangenen Woche erstmals eine Urabstimmung bei den Ford-Werken durch. 93,5 Prozent der bei Ford tätigen IG-Metall-Mitglieder erklärten sich in der Befragung bereit für Streiks, um den Druck auf das Management zu erhöhen und ihre Forderungen durchzusetzen.

"Es ist Zeit für den Arbeitgeber, sich zu bewegen und eine Gesamtlösung für die Belegschaft in Köln hinzubekommen", sagte der Betriebsratschef von Ford Deutschland, Benjamin Gruschka. Das Management der Kölner Fordwerke hat sich zum Streik am Mittwoch noch nicht geäußert. Kerstin Klein, die für die IG Metall über den Sozialtarifvertrag verhandelt, sagte dem WDR, sie warte auf ein Gesprächsangebot von Ford.

Wilder Streik vor mehr als 50 Jahren

Der Streik ab Mittwoch ist der erste offizielle in der Geschichte der Kölner Ford-Werke. 1973 hatten vornehmlich türkische Gastarbeiter in einem sogenannten wilden Streik ohne Unterstützung der IG Metall die Arbeit niedergelegt. Nachdem 300 Gastarbeiter entlassen worden waren, weil sie zu spät aus dem Heimaturlaub zurückkamen, demonstrierten mehrere hundert ihrer Kollegen für ihre Wiedereinstellung. Der wilde Streik bei Ford wurde letztendlich gewaltsam von der Polizei beendet.

Erstmals in der Geschichte: Offizieller Streik bei den Ford-Werken in Köln

WDR Studios NRW 12.05.2025 01:07 Min. Verfügbar bis 12.05.2027 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Mitteilung der Gewerkschaft IG Metall
  • Friedrich-Ebert-Stiftung e. V.

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10 Kommentare

  • 10 Franziska 1 heute, 11:44 Uhr

    Häme beim Kommentieren? Leute, bleibt am Boden oder schweigt besser.

  • 9 Brigitta S. heute, 11:09 Uhr

    Die Ford-Zentrale in den USA hat das Sagen, ob die Autobranche in Deutschland in eine düstere Zukunft schreitet? Warum schließen sich die Autohersteller in Deutschland nicht Mal zusammen, Made in Germany ohne ewig ein USA- Anhängsel zu sein? Wann bringen deutsche Unternehmer mal den Investition- Mut auf, Werke aufzubauen. Das Erwachen vom Ford- Auto- Werk in Deutschland kommt sehr spät, bei den Überlegungen wie kann man eine Insolvenz abwenden. Der erste Gedanke, ja dann stellen wir halt Arbeiter aus, um weiter bestehen zu können, wird zur finanziellen Tragödie im sozialen Bereich. Schon 2024 hatte Ford angekündigt 4000 Stellen bis 2027 in den Europa- Werken abzubauen, vorgeplant 2900 in Deutschland. Bringt die IG- Metall jetzt beim Streik die Lösung? Meine Bekanntschaft in Köln fürchtet schon lange den Arbeitsplatz zu verlieren, sieht das Formular für Bürgergeld schon auf dem Tisch liegen. Er sagt: Die Hoffnung stirbt meist zuletzt, aber wer unterstützt sie?

  • 8 Senioren der IGM Köln-Lev heute, 10:11 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • 7 Alper Yilmaz heute, 08:32 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er sich nicht auf das Thema der Diskussion bezieht. (die Redaktion)

  • 6 Anonym 12.05.2025, 21:42 Uhr

    Die Überschrift sagt korrekt: "Ersmals offizieller Streik". Der Gastarbeiterstreik war ein "wilder" illegaler Streik.

    • Brigitta S. 13.05.2025, 11:40 Uhr

      Was wollen Sie damit über die angesprochenen Gastarbeiter ausdrücken? Negatives kann dabei vermutet werden. In der Kürze vom Kommentar liegt die Würze? Die braucht Deutschland in der Form am allerwenigstens.

  • 5 Harald B. 12.05.2025, 18:59 Uhr

    Richtig so. Der Streik häte ruhig länger angesetzt werden sollen. Die Beschäftigten dürfen Fehlentscheidungen des Unternehmens ausbaden.

  • 4 VW Fahrer 12.05.2025, 15:46 Uhr

    Das hilft den Mitarbeitern auch nicht. Diese E-Autos braucht keiner.

    • Hansjörg 13.05.2025, 01:35 Uhr

      Man hatte die Produktion des Fiestas nicht komplet einstellen sollen. Man hatte besser zweigleisig produzieren sollen.

    • Norbert Schulz 13.05.2025, 07:39 Uhr

      Hm, dafür, das keiner E-Autos braucht, fahren doch recht viele von denen rum, oder? Ich finde es doch immer wieder erheiternd, solche unreflektierten "Meinungsäusserungen" ohne jedwede Beweisführung zu lesen oder zu hören.

    • Widerspruch 13.05.2025, 07:51 Uhr

      VW Fahrer, eure E-Autos braucht auch keiner ;-)

  • 3 Christoph Pohl 12.05.2025, 15:28 Uhr

    Ist doch lachhaft bis Donnerstag ein streik .-

  • 2 Johanna Stein 12.05.2025, 15:22 Uhr

    Guten Tag, die Schlagzeile “Erstmals in der Geschichte: Streik bei den Ford-Werken in Köln” ignoriert Fakten: 1973 streikten die Gastarbeitenden in den Kölner Ford-Werken. Der Streik wurde von Teilen der Belegschaft und ohne Zustimmung der Gewerkschaft organisiert und durchgeführt. Bei Ford in Köln war dieser überwiegend von der türkischen Belegschaft getragene Streik in der Woche vom 24. August 1973 als Antwort auf die verschärfte Situation der ohnehin benachteiligten migrantischen Arbeiter_innen zu verstehen. Konkreter Auslöser für den Streik war die Entlassung von 300 Mitarbeitenden, die verspätet aus dem Heimaturlaub zurückkehrten. Ich könnte Ihnen die ganze Geschichte erzählen, aber es wäre an Ihnen dies sorgfältig zu recherchieren! Bitte korrigieren Sie diesen Bericht, dieser Streik ist ein ganz wichtiger Teil der deutschen Demokratie-Geschichte und wir dürfen ihn nicht vergessen! Mit freundlichen Grüßen, Johanna Stein

  • 1 Arne Hordt 12.05.2025, 15:06 Uhr

    Angesichts des "wilden Streiks" im Jahr 1973, der hauptsächlich von türkischen Arbeitsmigranten (damals als "Gastarbeiter" bezeichnet) getragen wurde und der sich als prägend für die Geschichte der Arbeitsmigration in Westdeutschland herausstellen sollte, wirkt die Formulierung der Schlagzeile ein wenig unsensibel.