Gewalt gegen Frauen: Vom Partner zum Täter
Aktuelle Stunde . 23.05.2025. 19:35 Min.. Verfügbar bis 23.05.2027. WDR. Von Astrid Houben.
NRW will besseren Schutz für Frauen: Wenn das Zuhause nicht sicher ist
Stand: 23.05.2025, 20:13 Uhr
Seit Jahren gibt es immer mehr Gewalt gegen Frauen, pro Tag mehr als zwei Taten, die möglicherweise Femizide sind, mehr als 30 Vergewaltigungen. Der Täter ist in vielen Fällen kein Fremder, sondern der Partner im eigenen Heim. Um Frauen besser vor der Gewalt in der Partnerschaft schützen zu können, hat NRW heute im Bundesrat ein schärferes Gesetz eingebracht.
Dialogbox
Zu den Kommentaren [5]Anfang des Jahres hatte der Bundesrat das sogenannte Gewalthilfegesetz verabschiedet. Dabei ging es etwa um einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einem Frauenhaus. Am Freitagvormittag ging es im Bundesrat darum, den Schutz vor häuslicher Gewalt zu verbessern.
Vor allem Frauen will die NRW-Landesregierung besser schützen. Dafür sind unter anderem folgende Maßnahmen geplant:
- Härtere Strafen: Besonders schwere Verstöße gegen Schutzanordnungen sollen künftig mit Freiheitsstrafen von drei Monaten bis zu fünf Jahren geahndet werden.
- Frühzeitige Information der Polizei: Bereits bei Antragstellung auf eine Schutzanordnung sollen Familiengerichte die Polizei informieren, um präventives Eingreifen zu ermöglichen.
- Deeskalationshaft: In Fällen mit Wiederholungsgefahr soll Untersuchungshaft nach § 112a StPO auch bei schweren Verstößen gegen das Gewaltschutzgesetz möglich sein.
- Opferschutz stärken: Opfer erhalten besseren Zugang zu psychosozialer Prozessbegleitung und rechtlicher Unterstützung.
Das Justizministerium sagt, dass es mit dem Gesetz Gerichte in die Lage versetzen wolle, die Gewaltspirale schneller zu durchbrechen und rechtzeitig Haft für Wiederholungstäter anzuordnen. Der Gesetzesentwurf geht jetzt in die Ausschüsse des Bunderats, bevor es zur Abstimmung darüber kommt.
Täterarbeit bei der Caritas
Einen Schritt davor setzt die Täterarbeit bei der Caritas in Mettmann an. Dort gehen Männer hin, die von der Staatsanwaltschaft dorthin beordert wurden, aber auch Freiwillige, die ihr Verhalten ändern wollen.

Alexander Lajios
"Täterarbeit ist Opferschutz, denn nur der Täter kann sein Verhalten ändern. Wenn ich ein Opfer werde, kann ich das in den meisten Fällen nicht beeinflussen. Der Täter selber führt eine bewusste Handlung durch. Wenn wir diese Handlung unterbrechen können, dann schaffen wir es in Zukunft, Opfer zu vermeiden", sagt Sozialpädagoge Alexander Lajios von der Caritas.
Auch "Achim", der eigentlich anders heißt, war dort. Er hatte sich selbst gemeldet. Nach einem Wortgefecht mit seiner Lebensgefährtin nach der Arbeit bekam er einen Wutanfall, der dann eskalierte.
"In dem Moment gab es bei mir eine Kurzschlussreaktion. Da habe ich den Teller genommen und in ihre Richtung geschmissen. Und in dem Moment war mir schon klar: Was hast du jetzt gemacht? Also das war nicht ich, ist halt passiert. Meine Frau war ja auch schockiert. Sie sagte: 'In dem Moment hast du auch gebrüllt.' Ich kann es nicht mehr nachvollziehen. Ich weiß es nicht mehr, aber sie hat gesagt, da hat sie Angst gehabt." "Achim"
In einem Gruppengespräch sollen die Teilnehmer unter anderem ihre Selbst- und Fremdwahrnehmung genauer erkennen. Und den Gewaltbegriff verstehen. Denn es geht nicht nur um körperliche Gewalt, sondern auch das Erniedrigen, Bedrohen und Beleidigen der Partnerinnen gehört dazu.
Täter aus allen Gesellschaftsschichten
Die Männer kommen aus allen Gesellschaftsschichten, haben jeglichen kulturellen Hintergrund: vom Lehrer oder Rechtsanwalt bis hin zum Manager. Auch "Stefan" (Name geändert) und seine Ehefrau. Beide sind berufstätig, haben zwei kleine Kinder. Es kam zu einem Übergriff, während sie mit dem zweiten Kind schwanger war.
"Mein Mann war bei Streits auch vorher schon mal impulsiv, aber dann ist vielleicht mal ein Glas runtergefallen oder die Tür hat eine Delle bekommen. Aber nichts, was mir Angst eingejagt hätte. Aber der Vorfall, der uns jetzt hierhin gebracht hat, da war es deutlich heftiger. Dass er auch das allererste Mal mich angefasst hat, mich am Arm gepackt hat. Ja, da war ich eigentlich in Schockstarre." "Stefans" Ehefrau
Und auch "Stefan" erinnert sich: "Ich hatte meine Frau dann an den Armen gepackt, während wir uns angeschrien haben, und habe sie festgehalten und ihr dann noch mal meine Meinung mit allem Nachdruck ins Gesicht geschrien. Und schon danach und auch später im Verlauf des Tages, als wir sahen, dass sich überall Hämatome an den Stellen gebildet hatten, wo ich zugepackt habe, dass das eigentlich - so wie wir damals gedacht haben - das Aus unserer Beziehung ist."
Letzter Ausweg Täterarbeit
Die Täterarbeit war der letzte Ausweg für sie. "Deswegen kann ich nur an die Leute appellieren, die sich ähnlich da wieder erkennen, sich Hilfe zu suchen. Weil es gibt Lösungen, auch wenn es sich so anfühlt, als ob es nicht gelöst werden kann. Es gibt Leute, die einem helfen können. Und es ist keine Schande, eine Täterberatung zu suchen", sagt seine Frau.
Auch "Achim" hat viel gelernt und danach seine damalige Lebensgefährtin geheiratet. "Das war ja alles nicht so einfach für mich. Ich musste mich ja komplett umstellen. Sie hat auch zu mir gesagt: 'Ich hätte nie gedacht, dass du auch noch lernfähig bist.' Hat sie auch gesagt. So ist der Mensch eben. Wenn man etwas ändern möchte: Wo ein Wille, ist auch ein Weg."
Unsere Quellen:
- Pressemitteilung NRW-Justizministerium
- Interview bei "Frau tv" mit Alexander Lajios
- Interview bei "Frau tv" mit "Stefan" + Frau
- Interview bei "Frau tv"mit "Achim"
5 Kommentare
Kommentar 5: Brigitta S. schreibt am 25.05.2025, 11:42 Uhr :
Gewalt an Frauen! Ich, spreche die Hörigkeit die anfangs beim Verlieben in der Partnerschaft mit Schmetterlingen im Bauch entsteht, besonders bei Frauen. Die Phase der Hörigkeit zum Partner von Frauen entpuppt sich länger, als die vom Mann. Die größte Lüge bei Partnerschaften ist:“ Aus Liebe zu Dir mache ich es“. Dabei steckt sie ihre eigenen Wünsche zurück, weil sie es dem Partner nicht offen sagt. Manche Männer mit Gewalt erwarten, dass die Frau seinen Willen dauerhaft erfüllt. Es kommt aber oft der Tag, wo die Frau diese Haltung nicht mehr halten kann/will? Wie sollen sich Paare verstehen, wenn man das ICH des anderen nicht kennt? Mit Gewalt bringen manche Männer ihre Enttäuschung in den Alltag, die die Frauen als Besitz und Ware ansehen. Bei ihrer Erziehung hatten sie vermutlich selbst Gewalt von ihren Eltern vor Augen. Früher hatten viele Frauen sich selbst zu Opfer gemacht. Die heutige Gleichberechtigung scheint nicht jede Frau verstehen zu wollen, wenn sie Gewalt stumm hinnimmt.
Kommentar 4: K-H R. schreibt am 24.05.2025, 19:14 Uhr :
Eine Frau sollte nie bei einem Mann bleiben,ob sie alleine ist, oder mit Kindern. Was ich persönlich nicht verstehe, wenn ein Mann gewaltätig ist, warum die Frau mit ihm noch "Kinder" in die Welt setzt? Ein Kind ist vielleicht noch verständlich, obwohl es genug Verhütungsmittel gibt, aber ein zweites,oder noch mehr Kinder sind da nicht verständlich, denn die Gewalt hört doch nicht mit der Anzahl der Kinder auf. Der Verlust des Vaters tritt individuell und emotinal bei jeden Kinder anders auf, aber einen Schläger als Vater ,kann manches Kind einen Leben lang im Geiste begleiten, was sich auch charkterlich und empathisch auf sein Wesen auswirken und belasten kann.Deshalb, einmal eine Chance einräumen, mit der Ansage, ein zweites Mal darf und wird es nicht geben, weil sich dann unsere Wege trennen, immer wieder Versprechen und Entschuldigungen helfen beiden nicht weiter.
Kommentar 3: Paul S. schreibt am 24.05.2025, 11:37 Uhr :
Das Thema Gewalt gegen Frauen steht hier zur Diskussion. Ich gehöre zu den Männern die nie eine Frau geschlagen, schlagen würden. Wie können wir Männer mithelfen, dass Frauen geschützt werden können vor Gewalt? Kein Mann kann den kämpferischen Richter spielen und massiv in einer fremden Wohnung einschreiten wo eine Frau geschlagen wird. Dazu bekommt er kein Recht von der Justiz. Auf der Straße wäre es eine Selbstverständlichkeit Frauen bei sichtbarer Gewalt zu helfen, leider gibt es Männer die sagen: Ich selber bin ja nicht gewalttätig - also betrifft mich das persönlich nicht. Ist es Feigheit oder braucht es Mut gegen das eigene Geschlecht zu reden? Warum gehen zu wenige Männer bei einer Demo mit, die gegen Gewalt an Frauen läuft? Frauen schaffen es nicht gegen Gewalt alleine zu kämpfen. Eine klare Stellung gegen jede Form von Gewalt, die muss von der Regierung als 1. Priorität auf den Tisch liegen.
Kommentar 2: Franziska 1 schreibt am 23.05.2025, 23:13 Uhr :
Es ist traurig, wenn bei diesenThema "Schutz für Frauen, Gewalt gegen Frauen zuhause, denn ganzen Tag über kein weiterer Kommentar folgte. Ist dieses Thema so heikel und sensibel, was einem den Hals zu schnürt? Betrifft es einen selbst oder wird gedacht, es ist mir doch egal? Jeder kann etwas Hilfe beisteuern den Frauen gegenüber, die häusliche Gewalt erleben. In Plattenbauten wohnen oft Mieter, die Wände sind meistens hellhörig. Jedes EFH hat Fenster die offen stehen könnten, die Nachbarn hören und wissen sonst auch viel von Nebenan! Man könnte mal läuten und naiv fragen, ob jemand Hilfe bedarf. Augen zumachen, Ohren zu klappen, dass ist zu einfach. Man muss nicht über stürzt die Polizei rufen, sie kommt, sieht nichts, hört nichts und geht wieder. Damit ist den Frauen nicht geholfen denen Gewalt angetan wird. Es gibt Stellen wo man sich anonym beraten lassen kann: " Wie verhalte ich mich bei Gewalt - Verdacht bei meinen Nachbarn nebenan"?
Kommentar 1: Brigitta S. schreibt am 23.05.2025, 12:02 Uhr :
Im Alltag in einer Ehe, wenn Gewalt von Männern vorhanden ist, da würde ich niemals wegen den Kindern bei ihm bleiben. Dieses Opfer solle keine Frau auf sich nehmen. Ich würde das Haus verlassen, egal wohin der Weg mich (mit Kindern) führt. Falls ein Ehemann zu früh verstirbt wegen Unfall usw. , dann wachsen die Kinder auch ohne Vater auf und das sind nicht wenige im Leben wie man erfährt. Nur ein „NEIN" alleine nützt nichts bei Männergewalt in der Ehe. Da ist große Hilfe von außen nötig. Die Bestrafung der Männergewalt ist sehr schwammig, weil ein evtl. Urteil auf Bewährung kein Schutz für Frauen ist. Bei dem Thema „MeToo“, wenn es um manche prominenten Frauen geht im Filmgeschäft, sehe ich Gewalt zu Frauen anders. Ein NEIN hätten sie bestimmt in früherer Zeit sagen können, als sie noch nicht so berühmt waren. Ich vermute schwer, dass Karriere machen wollen den Ausschlag gab, die Gewalttäter nicht anzuzeigen.