Sarah Philipp umarmt Bärbel Bas auf dem SPD-Landesparteitag

Kommentar: Die NRW-SPD hat wieder ihre Spitzenkandidatin(nen)

Stand: 11.05.2025, 12:00 Uhr

Die NRW-SPD steckt in einer Krise, in die man sich scheinbar gefügt hat. Außer Parteichefin Sarah Philipp. Sie skizziert eine programmatische Hoffnung.

Von Christoph Ullrich Christoph Ullrich

Man musste das Schlimmste befürchten: Die SPD sagt "Es darf kein Weiter so geben!" und macht dann - wie so oft - einfach weiter! Natürlich lag ein Leitantrag vor, der kritisch mit der Partei ins Gericht ging. Es gab mit Lars Klingbeil einen reumütigen Bundesparteichef, der sich vor allem heftige Kritik aus Reihen der Jusos anhören musste und sie konterte. Aber all das ist die übliche Folklore bei der SPD, wenn es in den vergangenen Jahren bei Wahlen schief gegangen ist.

"Partei für die Frauen!"

Aber da war dann auch noch der Auftritt der amtierenden und wiedergewählten Landeschefin Sarah Philipp. Ihre Rede war kein "Weiter so", sondern eine Ansage an die Partei. Philipp sagte, dass die Partei doch oft vergessen habe, dass sie für gleiche Lebensbedingungen stehen müsse. Kein Antrag, keine Debatte, kein Beschluss dürfe in der SPD mehr passieren, ohne dass man dieses zentrale Ziel berücksichtige.

Sie sprach auch ein für die Partei ganz anderes Problem an. Einerseits will die SPD die Partei für die berufstätigen Familien sein, in denen vor allem die Frauen unter den Lasten leiden würden. Auch in der SPD - so sagt es Philipp - müssten Frauen sich jedoch oft doppelt anstrengen, um nur halb soviel Aufmerksamkeit zu bekommen.

Die SPD müsse daher die Partei der Frauen sein, brachte es Philipp auf eine knappe Formel und da stand der Saal auf. Sie hat den Ton getroffen und die Delegierten überzeugt. Ihr Co-Chef Achim Post blieb dagegen blass. Wie auch all die anderen aus der bisherigen Parteispitze. Sie alle wurden - anders als Philipp - mit ihren Ergebnissen ein Stück weit abgestraft. 

Duisburg ist das neue Zentrum der NRW-SPD

Es war mehr als eine Bewerbungsrede auf einen Posten, der für eine mögliche Spitzenkandidatur zur Landtagswahl 2027 warm gehalten wird. Es war das Zeichen, dass mit Philipp für mehr zu rechnen sein muss - eben jener Duisburgerin, welche die Unterstützung der anderen Duisburgerin in der SPD genießt: Bärbel Bas! Und die ist aktuell die beliebteste Person in der Landes-SPD.

Und vielleicht ist dann dieser Parteitag doch so was wie ein Aufbruch: Ein Signal, dass die Herausforderin von CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst eine Duisburgerin sein wird. Nur welche das sein wird, das ist noch nicht klar. Mächtige (vornehmlich männliche) Netzwerke in der SPD werden es nicht gerne hören...

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