Die Deutschen sollen wieder mehr arbeiten - das verlangte Bundeskanzler Merz in dieser Woche von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in seiner ersten Regierungserklärung. Sonst lasse sich der Wohlstand nicht halten. Doch wo steht Deutschland wirklich im Vergleich mit anderen EU-Ländern? Wir haben auf die Zahlen geschaut.
Durchschnittliche Arbeitszeit sinkt
Tatsächlich gibt es bei der durchschnittlichen Arbeitszeit der Deutschen offenbar Luft nach oben. Nach Zahlen des EU-eigenen Statistik-Portals "Eurostat" lag die durchschnittliche Wochenarbeitszeit im Jahr 2024 bei 34,8 Stunden. Zehn Jahre zuvor hatten die Deutschen im Schnitt noch eine halbe Stunde länger gearbeitet (35,3 Stunden). Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in der EU lag im vergangenen Jahr weit über dem deutschen Durchschnitt: bei 37 Stunden pro Woche.
Auch der direkte Vergleich hält einige Überraschungen bereit: So sind zum Beispiel Arbeiterinnen und Arbeiter in Griechenland - statistisch - die fleißigsten in der Eurozone. Im vergangenen Jahr leisteten sie wöchentlich stolze 41 Arbeitsstunden - rund sechs Stunden mehr als ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen. Deutschland landet auf dem drittletzten Platz.
Viele Teilzeitbeschäftigte drücken auf die Statistik
Doch der drittletzte Platz im Ranking für Deutschland in dieser Statistik liegt vor allem daran, dass die Arbeitsstunden von Menschen in Voll- und Teilzeit in eine gemeinsame Tabelle eingeflossen sind. Aber: Im europäischen Vergleich arbeiten in Deutschland vergleichsweise viel mehr Menschen in Teilzeit. Und das verzerrt das Ergebnis.
Tatsächlich sieht die Statistik erheblich weniger dramatisch aus, wenn man nur auf die Vollzeitbeschäftigten blickt: Dort liegt Deutschland bei einer durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeit von 40,2 Stunden im europäischen Mittelfeld.
Auch bei einem Vergleich der Arbeitszeiten zwischen Männern und Frauen ist der Teilzeit-Effekt deutlich zu erkennen. Weil erheblich mehr Frauen als Männer in Teilzeit arbeiten - meist weil sie sich hauptsächlich um Kinder kümmern - arbeiten sie zwar durchschnittlich weniger als Männer. Falls sie aber einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen, ist bei der Arbeitszeit kaum noch ein Unterschied zwischen den Geschlechtern zu erkennen.
Junge Menschen arbeiten etwas weniger
Der sogenannten "Generation Z" wird häufig nachgesagt, dass sie vor allem an einer guten "Work-Life-Balance" interessiert sei. Unfreundlich ausgedrückt: Sie möchte nicht mehr so hart arbeiten wie ihre Väter und Mütter. Tatsächlich liegen nach den Daten von "Eurostat" sowohl in Voll- als auch in Teilzeit die Arbeitszeiten von jungen Menschen zwischen 15 und 34 Jahren leicht unter den Werten der älteren Generation.
Unsere Quellen:
- Daten von Eurostat
- Nachrichtenagentur KNA
Kommentare zum Thema
Was ist mit Sorgearbeit, zählt wohl nicht.....
Warum geht es hier um die Teilzeitarbeiter. Legt doch mal die Personenzahlen ohne Arbeit offen. In Teilzeit kann sowohl eine Arbeitzeit von 39 Wochenstunden als auch 20 oder bloß 3 Stunden vereinbart werden. Das ist aus meinen Augen ebenso eine gefälschte Statistik wie die Andere.
Mich hätte mal interessiert, wie viele Überstunden der tollen Statistik gegenüber stehen. Denn wenn ich mich richtig erinnere, sollen zwar immer die offiziellen Wochenstunden geringer werden, allerdings wären die geleisteten Überstunden als Äquivalent eine sehr relevante Information.