Fußball hinter Knastmauern als Resozialisierungsmaßnahme 19.05.2025 06:11 Min. Verfügbar bis 19.05.2026

Fußball hinter Knastmauern als Resozialisierungsmaßnahme

Stand: 18.05.2025, 07:44 Uhr

In der JVA Wuppertal-Ronsdorf haben am Samstag junge Gefangene aus ganz Deutschland um den Sepp-Herberger-Pokal gespielt. Das Fußballturnier soll helfen, soziale Kompetenzen zu stärken und Perspektiven für ein Leben nach der Haft zu entwickeln.

Die JVA Wuppertal-Ronsdorf war am Samstag Austragungsort für das alljährliche Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal. Dabei traten junge Strafgefangene im Alter von 16 bis 24 Jahren gegeneinander an. Elf Männer- und drei Frauen-Mannschaften waren aus Justizeinrichtungen aus ganz Deutschland angereist. Das Turnier ist Teil eines Resozialisierungprojektes, das vom Deutschen Fußball-Bund und der Agentur für Arbeit organisiert wird.

„Anstoß für ein neues Leben“

Ralf Müller betreut die Wuppertaler Mannschaft seit sechs Jahren | Bildquelle: WDR / Carsten Stein

„Die Idee ist, junge Menschen schon während der Haft auf ihr Leben außerhalb der Gefängnismauern vorzubereiten, sie zu stärken“, so Ralf Müller, der seit sechs Jahren den Sport in der JVA Ronsdorf betreut. „Beim wöchentlichen Fußballtraining werden neben dem Funfaktor auch soziale Kompetenzen gefordert und gefördert: Disziplin, Teamfähigkeit, Fairness, Respekt, auch verlieren können, Regeln achten, Grenzen erkennen und aushalten.“ Qualitäten, die den jungen Menschen später bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft und beim Einstieg ins Berufsleben helfen sollen.

Initiative Volltreffer bei Inhaftierten

Für die Strafgefangenen ist das Turnier und der Fußball mehr als eine willkommene Abwechslung zur Knastroutine. Sie nehmen etwas mit vom Platz in den Gefängnis-Alltag. Einige berichten, dass es auch helfen würde, damit umzugehen, wenn es Stress mit anderen Insassen gebe. "Cool bleiben, statt aggro zu reagieren."

Einige denken daran, nach ihrer Haft auf jeden Fall weiter zu kicken und vielleicht sogar Fußball zum Beruf zu machen. Ein Wuppertaler Spieler sieht es noch pragmatischer: "Wenn ich mich draußen langweile, werde ich lieber Fußball spielen, als kriminelle Sachen machen."

Prominente Unterstützer

Otto Rehhagel verteilte Siegerpokale und Tipps an die Spieler | Bildquelle: WDR / Carsten Stein

Das Turnier geht auf Sepp Herberger zurück, der 1970 Haftanstalten besuchte und sich für die Resozialisierung der Inhaftierten einsetzte. Am Samstag verfolgte Trainerlegende Otto Rehhagel das Turnier vom Spielfeldrand. Der 86-Jährige unterstützt das Projekt aus voller Überzeugung.

Auch wenn der ein oder andere in der Vergangenheit einen Fehler gemacht hat, sollte er eine zweite Chance bekommen. Und beim Fußball können sich die jungen Menschen auspowern und was fürs Leben mitnehmen. Otto Rehhagel, Trainerlegende

Irgendwie alle Sieger

Bei den Frauen gewann die Mannschaft der JVA Köln. Bei den Männern holte sich das Gemeinschaftsteam von der JVA Herford und der JVA Heinsberg den Pokal. Aber wenn die Spieler durch den Fußball auch etwas fürs Leben mitnehmen, dann gingen am Samstag alle als Sieger vom Platz.

Fußball hinter Knastmauern als Resozialisierungsmaßnahme WDR Studios NRW 19.05.2025 00:47 Min. Verfügbar bis 19.05.2027 WDR Online

Unsere Quellen:

  • WDR-Interview mit Ralf Müller, Projektleiter JVA Wuppertal-Ronsdorf
  • WDR-Interview mit Otto Rehhagel, Trainerlegende und Kuratoriumsmitglied der DFB-Stiftung Sepp Herberger
  • Beobachtungen des WDR Reporters vor Ort

Kommentare zum Thema

  • Anonym 18.05.2025, 15:55 Uhr

    Klasse, wenn ein bisschen Normalität in den Alltag der Strafgefangenen kommt!

OSZAR »