Er habe ihnen eine Beziehung vorgespielt und sie abhängig gemacht, um sie dann mit Gewalt zur Prostitution zu zwingen. So klingt es, wenn man den Fall des 36-Jährigen zusammenfasst. Doch nur, wer die Anklageschrift bei diesem Prozessauftakt in Düsseldorf liest, begreift, was die jungen Frauen durchgemacht haben müssen.
Heute Morgen hat der Prozess gegen den 36-jährigen Mann aus Ratingen vor dem Landgericht Düsseldorf begonnen. Zwei junge Frauen habe er mit der Loverboy-Masche geködert und sie jahrelang zur Prostitution gezwungen. Laut Anklage hatte er nicht nur die Einnahmen kassiert, sondern die beiden Frauen auch mehrfach brutal vergewaltigt und misshandelt.
Mitangeklagt sind seine Freundin und ein Helfer aus Düsseldorf
Die Vorwürfe lauten Zuhälterei, gefährliche Körperverletzung, Menschenhandel, Zwangsprostitution, Freiheitsberaubung, räuberische Erpressung, Geldwäsche und Hinterziehung von 116.000 Euro Umsatzsteuer.
Die Verteidiger der Angeklagten haben angekündigt, dass sich ihre Mandanten "sowohl zu ihren persönlichen Verhältnissen als auch zur Sache äußern werden." Im Vorfeld hatte sich laut Gericht nur der Mitangeklagte aus Düsseldorf "teilgeständig eingelassen“.
Die Loverboy-Masche
Eines der beiden Opfer war erst 15, als sie auf die Liebesschwüre des deutlich älteren Mannes hereinfiel. Mit 16 Jahren musste sich die Schülerin erstmals prostituieren, "um auch einen Beitrag zu leisten." Der Ratinger soll seinen Opfern vorgegaukelt haben, "die hohen Geldeinnahmen unter anderem für den Kauf eines gemeinsamen Grundstücks in der Türkei und ein luxuriöses Leben nutzen zu wollen."
Loverboy-Masche: Erst verliebt, dann ausgebeutet. 1LIVE Intimbereich. 01.10.2024. 39:58 Min.. Verfügbar bis 02.10.2029. 1LIVE.
Opfer wurden online angeboten - mehr als 700.000 Euro Einnahmen
Die Dienste der heute 24 und 32 Jahre alten Opfer wurden den Freiern im Internet unter anderem über die online Plattform "kaufmich.com“, die ältere der beiden wurde auf einschlägigen Dominaportalen als "Misses Gabriela“ angeboten.
Der 36-jährige Angeklagte soll mit der erpressten "Sex-Arbeit“ der Frauen über 730.000 Euro eingenommen haben. Die beiden Opfer bekamen laut Anklage nur ein Taschengeld.
Anzeige setzt dem Treiben ein Ende
Die jüngere der beiden ausgebeuteten Frauen setzte dem Treiben dann ein Ende. Sie ging Ende Januar 2024 zur Polizei und zeigte den 36-Jährigen an. In der Folge wurde seine Telefone von den Ermittlern abgehört und Chats mitgelesen. Fünf Monate später hatten die Fahnder genug Material zusammen und der 36-Jährige konnte im Mai festgenommen werden. Er sitzt seither in Untersuchungshaft.
Nach seiner Festnahme wurde laute Staatsanwältin Bargeld in Höhe von 527.000 Euro sowie Luxusuhren und Kokain sichergestellt. Im Schließfach einer Angehörigen des Ratingers wurden Goldbarren im Wert von 28.000 Euro gefunden.
Das Landgericht hat für das Verfahren bis Anfang September insgesamt 13 Verhandlungstage angesetzt. Die beiden ausgebeuteten Frauen sollen Anfang August als Zeuginnen gehört werden.
Düsseldorf: Prozess gegen Zuhälter mit Loverboy-Masche. WDR Studios NRW. 22.05.2025. 00:45 Min.. Verfügbar bis 22.05.2027. WDR Online.
Unsere Quellen:
- Landgericht Düsseldorf
- Staatsanwaltschaft Düsseldorf
- Reporter im Gerichtssaal