Mittig im Bild stehen Ronican Sansar und Lucie Piwek bei ihrer Vereidigungsfeier.

Wie werde ich Polizist? Zwei Anwärter über ihren Ausbildungsstart

Bielefeld | Verbrechen

Stand: 06.05.2025, 06:59 Uhr

Lucie Piwek und Ronican Sansar träumten vom Polizeidienst. Sie üben an der Waffe, absolvieren Verkehrskontrollen und legen ihren Diensteid ab. Die zwei Anwärter zeigen, wie sich der Berufsalltag zwischen Theorie und Training in der Ausbildung anfühlt.

Von Oliver Köhler

Lucie Piwek hält die Waffe mit gestreckten Händen vor ihrem Körper. Dann drückt sie ab. Es knallt mehrfach laut. Sie zielt auf die verschiedenfarbigen Markierungen an der Wand. Dann sagt die 19-Jährige: "Magazin leer, Rohr frei!" Jeder Schritt des Schießtrainings an der Polizeischule in Schloß Holte-Stukenbrock folgt einem Ablaufplan. Safety first. Erst nachdem Piwek überprüft hat, dass sich keine Patrone mehr in der "Walther P99" befindet, darf sie die Waffe ins Holster am Gürtel stecken.

Beim Schießtraining geht es, neben der richtigen Technik, vor allem um Sicherheit

00:21 Min. Verfügbar bis 05.05.2027

"Beim ersten Mal habe ich mich richtig erschrocken", erzählt Piwek. Mittlerweile habe sie sich an den kleinen Rückschlag der Pistole gewöhnt. Treffsicherer sei sie ebenfalls geworden. Neben ihr auf dem Schießstand steckt auch Ronican Sansar die Pistole ins Holster. Der 19-Jährige ist wie Piwek Kommissarsanwärter. Auch er hatte anfangs großen Respekt. "Der erste Schuss war so lala", sagt er.

Traumberuf Kommissar und Gefahren im Job

Wie Piwek und Sansar beginnen laut Land NRW jedes Jahr rund 3000 Menschen ihre Ausbildung bei der Polizei. Der Bewerberkreis ist dabei deutlich größer. Mehr als 11.000 junge Menschen bewerben sich für den Polizeidienst. Monatlich bekommen sie vom Land eine Vergütung von rund 1.300 Euro. Nach der Ausbildung beginnt zunächst eine Probezeit, danach die Verbeamtung auf Lebenszeit.

Piwek und Sansar haben sich ganz bewusst für die Polizei entschieden. Beide suchten einen Beruf, in dem sie etwas mit und für Menschen tun können. Nach der Mittleren Reife bewarben sie sich bei der Polizei in NRW. Sie absolvierten ihr Fachabitur und begannen im September 2024 das duale Studium.

Warum sich Lucie Piwek bei der Polizei beworben hat

00:16 Min. Verfügbar bis 05.05.2027

Dass es als Polizist auch gefährlich werden kann, wissen beide. Auf die Gefahren im Job würden die Kommissarsanwärter gut vorbereitet, meint Lucie Piwek. Sie klopft gerade an die Seitenscheibe eines Autos. Nach dem Schießtraining üben die Auszubildenden in einem Rollenspiel Verkehrskontrollen. Langsam öffnet sich das Beifahrerfenster, während Piweks rechte Hand auf der Waffe in ihrem Holster ruht. "Mein Kollege kommt gleich von der anderen Seite auf Sie zu", sagt sie. Ronican Sansar lässt sich an der Fahrerseite die Papiere des Autofahrers geben und überprüft sie per Funkspruch. Währenddessen stehen die Ausbilder am Gehweg und beobachten jede Bewegung.

Denn nicht jede Kontrolle verläuft so entspannt wie die beim Rollenspiel. "Jeder Mensch sammelt seine eigenen Erfahrungen mit der Polizei", sagt Sansar. Er weiß, dass die auch negativ sein können. Deswegen sollen sie auch lernen, in stressigen oder hitzigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Aber sie wissen auch, wie sie sich in extremen Bedrohungslagen verhalten dürfen. "Wenn ich einen Angriff auf die Bevölkerung abwehren muss, dann muss ich meine Schusswaffe benutzen", sagt Piwek.

Vereidigungsfeier 2025 in Köln

Seit dem Schusstraining und der Übung bei der Verkehrskontrolle sind noch einmal einige Wochen vergangen. Piwek und Sansar gehören mittlerweile offiziell zur Landespolizei in Nordrhein-Westfalen. Etwa sieben Monate der Ausbildung liegen hinter ihnen, als beide Anfang April ihren Diensteid ablegen. Zu der zentralen Veranstaltung in der Kölner Arena kommen auch alle anderen 3.000 Anwärter aus NRW. Sie schwören, die Verfassung und die Demokratie zu verteidigen. "Es war magisch", sagt Lucie Piwek direkt im Anschluss. Auch für Ronican Sansar sei es der bisher schönste Moment seiner Ausbildung gewesen.

Eine Arena voller Kommissarsanwärter. Sie alle schmeißen ihre Mützen in die Luft.

Für viele Anwärter ist das traditionelle Mützenwerfen ein besonderer Augenblick

Zum ersten Mal durften die Anwärter ihre Ausgehuniform in der Öffentlichkeit tragen. Die dazugehörige Polizeimütze wird von allen nach der Zeremonie in die Luft geworfen. Die theoretische Ausbildung für Piwek und Sansar in der Hochschule der Polizei dauert noch bis Sommer. Danach stehen ihre ersten richtigen Dienste an. Dann geht es für sie auf Streife - diesmal ohne Rollenspiele.

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR Fernsehen am 18.02.2025 in der Lokalzeit OWL, sowie am 08.04.2025 in der Lokalzeit OWL, jeweils um 19.30 Uhr.