Berni Bösing, ein Mann mit Brille und Kappe steht vor einem roten Reinigungsfahrzeug für Toiletten. Auf dem Fahrzeug ist eine grüne Toilettenkabine mit der Aufschrift "Büscher".

Mann fürs Grobe: Unterwegs mit dem Toilettenreiniger vom Münsterland

Borken | Heimatliebe

Stand: 23.05.2025, 07:28 Uhr

Für manche Menschen sind sie der Albtraum auf jedem Festival, für andere der wichtigste Ort auf der Baustelle: Toilettenhäusschen. Bernhard Bösing aus Heek macht sie sauber, seit 30 Jahren.

Von Marie Roters

Es ist 7 Uhr morgens in Heek. Bernhard Bösing, denn alle Berni nennen, ist auf dem Weg zur nächsten Baustelle. Seit drei Uhr nachts ist der 52-Jährige aus Gronau-Epe schon auf den Beinen. Anzumerken ist ihm das nicht, als er aus seinem Wagen springt. Darauf hat er zwei mobile Toilettenhäuschen geladen. Heute führt Bösings Job ihn wieder quer durch das Münsterland, um mobile Toiletten auszutauschen oder zu reinigen.

Für Berni Bösing ist sein Job so wie jeder andere auch

00:13 Min. Verfügbar bis 23.05.2027

In Deutschland kommen mobile Toiletten zum größten Teil auf Baustellen zum Einsatz, aber auch bei Veranstaltungen werden sie regelmäßig genutzt. Insgesamt werden bundesweit rund 400.000 mobile Toiletten vermietet, sagt der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft. Bösing entleert bis zu 40 Klos am Tag. Rund eine Viertelmillion Toiletten hat Bösing in seinem Berufsleben so schon sauber gemacht.

Der Toilettenreiniger aus Heek: Immun gegen den Geruch

Der Ablauf ist an diesem Morgen oft ähnlich: Bösing steigt aus, zieht einen Schlauch aus seinem Wagen und hält ihn in den Schlund des Toilettenhäuschens. Ein Rauschen ertönt und der Inhalt der Toilette verschwindet, wird abgesaugt. Dann kommt ein Hochdruckreiniger zum Einsatz, gefolgt von Reinigungsmittel. Zum Schluss: Frisches Toilettenpapier aufhängen und Hände waschen.

Ein Mann reinigt eine Toilettenkabine mit einem Schlauch. Auf seinem Oberteil ist die Aufschrift "Büscher".

Bei Toiletten ist Berni Bösing abgehärtet

Viele könnten sich diesen Job wohl nicht vorstellen. Bösing hingegen zuckt nur mit den Schultern. Der beißende Geruch der Toiletten interessiert ihn schon lange nicht mehr. "Da gibt es ganz andere Jobs, im Altenheim stört das auch niemanden." Er redet nüchtern über seinen Beruf, fast schon abgeklärt. Immer wieder betont er: "Es gibt Jobs, die viel herausfordernder sind als meiner. So ist das Leben nun mal."

Saubere Arbeit, wenig Applaus

Seit 30 Jahren arbeitet Bösing bei der Firma Büscher, die mobile Toiletten vermietet. Damals war er einer der ersten Angestellten. Mit Anfang 20 hatte er eigentlich andere Pläne: "Mein Traumjob war internationaler Fernfahrer." Doch dann änderte sich sein Leben: "Dann kamen die Kinder und da ist man erstmal mehr für sie da und der Traum ist geplatzt", sagt Bösing.

Obwohl Bösing in den Toilettenhäuschen im Münsterland für Sauberkeit und Hygiene sorgt, fehlt manchmal der Respekt vor ihm und seiner Arbeit: "Manche auf der Baustelle meinen, sie seien was Besseres als der kleine Klofahrer", erzählt er. Aber er erlebt auch Wertschätzung und zwischendurch bleibt Zeit für den ein oder anderen Schnack: "Ich kenne die Leute einfach irgendwann. Manchmal treffe ich die dann auch auf anderen Baustellen wieder", erzählt der 52-Jährige, während er Reinigungsmittel in einen Eimer fließen lässt.

Ein Fachmann auf seinem Gebiet

Weiter geht die Tour in ein Neubaugebiet in Heek. Bösing soll hier an einer Baustelle eine Toilette abholen, die nicht mehr gebraucht wird. Mit einer Sackkarre hebt er das Toilettenhäuschen an und schiebt es auf die Ladefläche - Bösing ist routiniert.

So kennen ihn auch seine Kollegen und der Geschäftsführer von Büscher, Thomas Overbeeke. "Er ist echt eine Koryphäe auf seinem Gebiet", sagt Overbeeke. Selbst am Wochenende und in der Freizeit lässt Bösing die Arbeit nicht los. Er rückt auch mal während eines Spaziergangs mit dem Hund eine Toilettenkabine am Straßenrand zurecht.

Warum Thomas Overbeeke den Toilettenreiniger so schätzt

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Der Arbeitstag ist für Bösing an diesem Vormittag noch nicht vorbei. Auf einem kleinen Bildschirm sieht er, welches Häuschen er heute noch reinigen oder abholen muss. Der 52-Jährige ist dankbar für das, was er hat. "Mir geht es schon ziemlich gut - auf jeden Fall mehr recht als schlecht", sagt er, steigt ein und fährt wieder los. Auf zur nächsten Toilette.

Über dieses Thema berichten wir auch am 05.05.2025 im WDR-Fernsehen: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.